Dieser Text ist eine Abschrift und stammt aus einer Festschrift vom Oktober 1985 anläßlich der Einweihung der neuen Unterkunft des THW-Ortsverbandes Öhringen.

 

Die Bailey-Einheit

Im Frühjahr 1969 hörten wir vom Ortsverband Öhringen zum erstenmal von Bailey-Brückengerät. In Erlenbach bei Heilbronn war eine Übung angesetzt, um mit solchem Gerät eine Brücke zu bauen.

Vom Ortsverband Öhringen nahmen, neben Helfern aus Heilbronn, Weinsberg, Lauffen und Möckmühl, 8 Helfer teil. Unter der Leitung eines Feldwebels der Bundeswehr wurde eine 21,34 m lange Brücke über die Sulm gebaut. Nach erfolgreicher Belastungsprobe mit THW-Fahrzeugen wurde die Brücke wieder abgebaut und das Gerät zum Abtransport verladen. Neben dem Brückenbau wurde auch der  Auf- und Abbau eines Zeltlagers geübt, sowie eine THW-Feldküche aufgebaut, die die Helfer mit Essen und Trinken versorgte. Aus den an dieser Übung teilnehmenden Helfern sollte nun der Brückenbauzug Heilbronn aufgestellt werden.

Dass wir Helfer das bei der Übung in Erlenbach erlernte recht bald gebrauchen würden, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Im Herbst 1969 wurde Tunesien von schweren Unwettern heimgesucht, bei dem auch zahlreiche Brücken durch die reisenden Wassermassen eingestürtz waren. Schnelle Hilfe war von Nöten. Die Bundesrepublik Deutschland half, neben vielen anderen Staaten, durch den Bau von 6 Bailey-Brücken.

Eine 67-Helfer starke Brückenaueinheit aus Baden-Württemberg, dem Saarland und aus Niedersachsen wurde aufgestellt  dabei waren 12 Helfer von der Gruppe Heilbronn und darunter 2 Helfer aus Öhringen (Norbert Koch und Friedrich Blumenstock) Am 28. Dezember 1969 flog die Baueinheit mit einer Boing 707 der Bundeswehr von Köln-Wahn nach Tunis. Brückengerät und Fahrzeuge waren zuvor von Bremen aus mit dem Schiff auf die Reise geschickt worden. In sechswöchigem Einsatz wurden die sechs Brücken mit einer Gesamtlänge von 183 m durch die Einheit gebaut, die am 7. Februar 1970 wohlbehalten zurückkehrte.

Bereits im Juni 1970 kam unser erster Einsatz in Baden-Württemberg. In Schwäbisch Gmünd wurden zwei Brücken von je 24,38 m Länge über die Rems gebaut. Unter Leitung von OB Cramer und weiteren Bailey-Experten aus Heilbronn und Öhringen als Truppführer klappte der Bau hervorragend. Sie wurden für den Umleitungsverkehr beim Ausbau der B 29 gebraucht und wurden nach 15 Jahren im Juli 1985 von uns wieder abgebaut.

Im Juli 1970 folgte die nächste Brücke über die dreigleisige Bahnstrecke Stuttgart-Herrenberg bei Ehningen, Kreis Böblingen. Die Brücke war 45,72 m lang und wurde nach ca. 1 Jahr nach Fertigstellung einer neuen Spannbetonbrücke wieder abgebaut.

Diese Brücke war die letzte, die unter Mithilfe der Kameraden aus Heilbronn gebaut wurde. 1972 wurde der Brückenbauzug aus Heilbronn aufgelöst. In Öhringen wurde als Ersatz für den Brückenbauzug Heilbronn eine Sondereinheit für Brücken und Straßen, kurz "SBS" aufgestellt. Kreisbeauftragter Hans Cramer übernahm die Leitung der Gruppe und stellt eine schlagkräftige Mannschaft von Truppführern und deren Stellvertretern mit insgesamt 12 Helfern zusammen.

Die Feuertaufe für die neue Gruppe erfolgte bereits im April 1972. In Hessenau im Kreis Crailsheim war eine Brücke über die Jagst mit einer Länge von 36,64 m zu schlagen. Der Abbau dieser Brücke erfolgte im September 1972. Weitere Brücken in den Jahren 1973 und 1974 in Untersteinbach und in Bondorf bei Nagold folgten.

Des weiteren wurde ein Übung im Brückenlager Neuenstadt absolviert, um den Bau von zweistöckigen Brücken zu üben, deren Bau uns bei einem Auslandseinsatz in Ruanda (Ostafrika) bevorstand. Am 12.01.1975 begann dieser Einsatz, an dem 31 Mann teilnahmen, mit dem Abflug vom Flughafen Stuttgart nach Kigali in Ruanda. Im Flugzeug befanden sich nicht nur die 31 Mann sondern auch die gesamte Ausrüstung und Werkzeuge, sowie die Verpflegung für einen 4-wöchigen Einsatz im Gewicht von 13 t. Nach fünfzehnstündigem Flug und Zwischenlandungen in Athen, Kairo, Karthum und Enteppe kamen wir gut in Kigali an.

Nach der Fahrt ins Landesinnere und dem Lageraufbau am Fluss Mwogo, begann der Bau der ersten Brücke über den Niaborongo bei Kilinda. Bei der Brücke mit einer Länge von 24,44 m, doppelwandig - einstöckig gebaut, machten uns vorallem die Rollenlager Schwierigkeiten, die im schlecht verdichteten Damm einsanken.  Trotz dieser Schwierigkeiten und vor allem dem schwül-heissen Wetter wurde die Brücke programmgemäß fertiggestellt.

Die zweite Brücke üben den Mwoogo, direkt neben unserem Lager gelegen und mit 39,68 m Länge, doppelwandig - doppelstockig gebaut, war die größte Brücke, die in Ruanda erstellt wurde. Probleme gab es dabei nur mit unseren schwarzen Trägern, die nach 5-stündiger Arbeit meist total ausgepumpt waren und druch neue Träger ersetzt werden mußten.

Die dritte Brücke, gleichzeitig mit 15,30 m Länge auch die Kleinste, über den Fufro, einem Quellfluß des Nils, wurde am 10. Tag in Ruanda in nur 5-stündiger Bauzeit fertiggestellt.

Nach einigen Ausflügen u.a. in den Nationalpark des Landes und einer Brückenreparatur bei Kigali, bauten wir unser Lager am Mwogo ab und zogen nach Kibuje am Kibusee. Dort am herrlichen Strand des Hotels erstellten wir unser weites Lager. Nun konnte in der Freizeit gebadet werden, aber auch die Hotelbar wurde nicht vernachlässigt und war an jedem Abend leergetrunken.

Noch einmal mußte jedoch zum Brückenbau angetreten werden. Die letzte Brücke, über den Kiraro mit 24,38 m Länge, doppelwandig - einstockig gebaut, mußte erstellt werden. Die Arbeiten für diese Brücke wurden von einer einheimischen Gruppe, die wir bei den vorgenannten Brückenbauten angelernt hatten, ausgeführt. Unsere Experten fungierten dabei nur als Aufseher.

Am 13.02.1975 kehrten wir wieder wohlbehalten nach Deutschland zurück. Teigenommen haben an diesem Auslandseinsatz

 

17Helferaus Öhringen bei der direkten Baueinheit
   3Helfer aus Schwäbisch Hall bei der direkten Baueinheit
1Helfer aus Ludwigsburg als Koch
2Helferaus Wildberg (Schwarzwald) als Küchenpersonal
1Helferaus Reutlingen zur Wasseraufbereitung
2Helferaus Tübingen zur Wasseraufbereitung
2Helferaus Pforzheim, Arzt und Verwaltung
2Hauptamtliche THW-Leute
1Arzt aus Frankfurt.