11.06.2003 Zugunglück von Schrozberg
Der Eisenbahnunfall von Schrozberg war ein Frontalzusammenstoß zweier Personenzüge auf der Taubertalbahn nördlich des Bahnhofs Schrozberg am 11. Juni 2003, der letztendlich auf einem Meldefehler des Fahrdienstleiters beruhte. Sechs Menschen starben, 25 weitere wurden darüber hinaus verletzt.
Unfallgeschehen:
Der Fahrdienstleiter in Niederstetten ließ den um sechs Minuten verspäteten RE 19 534 gegen 11:55 Uhr in Richtung Schrozberg auf Ersatzsignal ausfahren. Dadurch kommt es nicht zu einer automatischen Sperrung des vor dem Zug liegenden Gleisabschnitts für Züge, die aus der Gegenrichtung in ihn einfahren. Das war – aufgrund eines Fehlers in der Konzeption des Stellwerks – auch manuell nicht ausgleichbar. Diese Schwäche wurde – wie das Eisenbahn-Bundesamt in seinem Bericht verwundert feststellt – offensichtlich seit Einbau des Stellwerks durch regelwidriges Verhalten der Fahrdienstleiter überbrückt.
Der Fahrdienstleiter von Niederstetten versuchte nun, das Belegungsrecht für den Streckenabschnitt auf den Fahrdienstleiter in Schrozberg zu übertragen, was aber zunächst scheiterte, weil das erst möglich wird, wenn die Fahrstraße im Bahnhof aufgelöst ist. Dies gelang dem Fahrdienstleiter endlich kurz darauf. Das Stellwerk hatte den Befehl der Übergabe der Streckenverantwortung nach Schrozberg gespeichert und führte ihn nun automatisch aus. Damit konnte der Bahnhof Schrozberg über den Streckenabschnitt verfügen, in dem sich der RE 19 534 auf ihn zu bewegte.
Der 26 Jahre alte Fahrdienstleiter in Schrozberg hatte kurz zuvor den aus Niederstetten kommenden und in Richtung Crailsheim durchgefahrenen Güterzug IRC 52245 mit dem RE 19 534 verwechselt und meldete ihn auch nach Niederstetten (mit der unzutreffenden Zugnummer) zurück. Nun nahmen beide Fahrdienstleiter an, dass die Strecke zwischen Schrozberg und Niederstetten frei sei. Das Landgericht Ellwangen stellte später fest, dass der Fahrdienstleiter überfordert gewesen sei. Er hatte aber eine etwa 15-monatige Erfahrung als Fahrdienstleiter in Schrozberg und dem benachbarten Bahnhof Blaufelden. Er gestattete dem Regionalexpress 19 533 die Ausfahrt in Richtung Niederstetten, ebenfalls auf Ersatzsignal, obwohl der verspätete Gegenzug noch nicht eingetroffen war, da der Bahnhof Niederstetten ihm ja die Verfügungsrechte über den Streckenabschnitt eingeräumt hatte.
Die beiden Züge kollidierten um 12.03 Uhr auf einem Bahndamm in einer unübersichtlichen Kurve bei Streckenkilometer 30,360 und einer Geschwindigkeit von 60 km/h und 83 km/h. Eine noch kurz vor dem Zusammenprall eingeleitete Notbremsung des Triebfahrzeugführers des RE 19 533 wirkte wohl nicht mehr. Da der Triebwagen mit dem Steuerwagen voraus fuhr, wurden vorderer Führerstand und Fahrradabteil zwischen der viel schwereren Lokomotive des entgegen kommenden Zuges und dem eigenen Motorteil des Triebwagens zusammengequetscht. Der Triebwagen entgleiste und kippte zur Seite. Die Diesellok wurde nach rechts aus dem Gleis gedrückt und stürzte acht Meter tief die Böschung hinunter, wo sie etwa 30 Meter vom Gleis entfernt liegen blieb. Einer der Wagen entgleiste.