Erstaunlich viele Schwertransporte sind Tag und Nacht auf der A 6 unterwegs - mit erstaunlichen Ladungen. Da schwimmen nicht nur Berge an Baumstämmen aus dem Hunsrück, bullige Mähdrescher für Russland oder ellenlange Stahlkamine aus Holland im Verkehrsstrom mit, sondern auch edle Luxusjachten. Auf einem Parkplatz der A 6 bei Öhringen interessieren sich in dieser Nacht rund zwei Dutzend Beamte von der Autobahn- und Verkehrspolizei aus Kirchberg/Jagst und aus Weinsberg sowie vom Heilbronner Zoll unter der Regie des Einsatzleiters Matthias Franz allerdings weniger für derlei kostspielige Fracht, sondern mehr für ihre fahrbaren Untersätze.
Erfahrene Polizisten wie Jochen Reber sind hier in ihrem Element: Er kennt nicht nur die komplexen Vorschriften für die Schwertransport-Branche aus dem Effeff. Wenn die Boliden auf den vom THW Pfedelbach taghell erleuchteten Parkplatz rollen, erspäht der Beamte viele technische Schwachpunkte allein schon per Ferndiagnose.
Die Autobahnpolizisten verfügen auch über ein beneidenswert gutes Augenmaß. Im Zweifelsfall zählt aber nur die genaue Messung etwa mit einer 35 000 Euro teuren Spezialwaage, ob der Transporter die vielen gesetzlichen Vorgaben einhält und mit den korrekten Papieren auf Tour ist.
So fällt zum Beispiel alles, was mit mehr als 40 Tonnen Gesamtgewicht oder mit einer Breite von mehr als 2,55 Metern auf der Straße unterwegs ist, unter die Rubrik "Schwertransport".
Mit ihren Kontrollen will die Autobahnpolizei das Risiko mindern, dass sich ein massiger Schwertransporter in eine rollende Bombe verwandelt. Überladung, defekte Bremsen oder miese Reifen erhöhen das Gefahrenpotenzial drastisch. Rund 50 Prozent aller Schwertransporte, so ein Erfahrungswert der Polizei, erfüllen die Vorschriften nicht.
Auch die Bilanz der Kontrolle auf der A 6 fällt mit fast 30 Prozent Fehlerquote ernüchternd aus: 17 Transporter nahmen die Polizisten unter die Lupe - in fünf Fällen fanden sie zum Teil gravierende Mängel: Ein Sattelzug etwa überschritt nicht nur die Lademaße, sondern befand sich auch technisch in einem desolaten Zustand - die Weiterfahrt wurde untersagt. Ein Holztransporter hatte über acht Tonnen zu viel geladen.
Auch "Beifänge" gab es: Der Zoll entdeckte einen Verstoß gegen das Waffengesetz - und ein Fahrer erinnerte an alte Zeiten. Er hatte statt Diesel tatsächlich Heizöl im Tank.