Es ist kurz vor 17.00 Uhr in der Pfedelbacher Brunnenfeldstraße. Seit 2013 ist die Fachgruppe Brückenbau des Ortsverbandes im Besitz eines 78m-Tonnen-Kranfahrzeugs. Das blaue Großfahrzeug steht auf dem Gelände und wie immer, zieht es die Blicke der Besucher auf sich. „Hätten wir damals auch haben sollen“ hallt es aus der Menge. Die Herren, die sich heute um das Fahrzeug positioniert haben sind 13 Helfer, die 1975 am Auslandseinsatz in Ruanda beteiligt waren und sich zum Ehemaligentreffen eingefunden haben. Einige haben sich seit damals nicht mehr gesehen und trotz der grauen Schläfen sofort wieder erkannt.
31 THW-Helfer, ausnahmslos Männer, waren vom 12. Januar bis 13. Februar 1975 im Einsatz. Einsatzaufgabe: Unterstützung der Republik Ruanda bei der Verbesserung der Infrastruktur durch gezielte technische Hilfe. Vier Bailey-Behelfsbrücken wurden in dieser Zeit gebaut, eine weitere Instand gesetzt. Einsatzleiter der THW-Baueinheit war der Kreisbeauftragte des THW für den Hohenlohekreis und gleichzeitig Ortsbeauftragte für Öhringen Hans Cramer.
Erst mit dreistündiger Verspätung konnten die Helfer vom Flughafen Stuttgart aus in den Einsatz starten: Ein Teil der Werkzeuge musste wegen Überladung der Boeing 737 wieder entladen werden bevor die Helfer über Athen (Griechenland), Kairo (Ägypten), Karthum (Sudan) und Entebbe (Uganda) nach fast 24 Stunden, ihr Ziel Kigali in Ruanda am 13. Januar 1975 um 13.05 Uhr Ortszeit erreichten.
Beim heutigen Ehemaligentreffen blättern die 13 Männer in den alten Alben mit den schwarzweißen, teilweise vergilbten Fotos und den ersten Farbaufnahmen, die nichts mehr mit den heutigen Hochglanzfotos gemeinsam haben. Die Bilder faszinieren bis heute. THW-Helfer, die ohne Schutzhelm und Handschuhe in grauen Latzhosen, bei über 40 Grad Außentemperatur in 10.000 Kilometer Entfernung Behelfsbrücken bauen um Menschen in Notsituationen zu helfen.
Herbert Seiler, einer der Initiatoren des Ehemaligentreffens erinnert sich noch sehr gut, wie es zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit der THW Ortsverbände Schwäbisch Hall und Öhringen kam: „Die Haller waren im Vorfeld immer beim Brückenbau dabei daher war es selbstverständlich, daß wir sie angerufen haben, ob sie nach Ruanda mit möchten.“ Mittlerweile ist das damalige „Küken“ der Mannschaft seit 46 Jahren im Ortsverband und noch heute als Schirrmeister im aktiven Dienst tätig.
436 Jahre THW-Zugehörigkeit und somit ehrenamtliches Engagement sitzen an diesem Abend in der Brunnenfeldstraße. Mit Gert Köhler, Heinz Bühler, Herbert Jacob, Werner Ott und Gastgeber Gunnar Kreidl gleich fünf Ortsbeauftragte (OB), die den THW Ortsverband Öhringen/Pfedelbach in seiner 50jährigen Geschichte geprägt haben.
Ein Geheimnis wird an diesem Abend auch noch gelüftet: Seit dem Umzug des Ortsverbandes 2006 in die Brunnenfeldstraße fristete die 50 Zentimeter hohe, handgeschnitzte Holzfigur einer spärlich bekleideten Dame in einer Ecke unter der Treppe ein klägliches Dasein. Über den Ursprung dieser Figur konnte nur spekuliert werden. Heinz Bühler, erklärt amüsiert „Ich habe sie damals aus Ruanda mitgebracht. Viele Jahre stand sie auf der Theke der alten Unterkunft. Bei Veranstaltungen haben die Frauen die Oberweite immer mit einer Serviette abgedeckt!“
OB Kreidl hat bei der Ausrichtung des Abends keine Sekunde gezögert, als die Organisatoren eine geeignete Unterkunft für ihr Treffen gesucht haben. Bei der Verabschiedung seiner Gäste hat er nur eine Bitte „Nicht wieder 40 Jahre warten, bis zum nächsten Ehemaligentreffen!“